Die ältesten nachweisbaren Orgeln Mitteldeutschlands entstanden bereits im 13. Jahrhundert – schon 1225 ist eine Instrument im Dom zu Erfurt nachweisbar. Doch erst im ausgehenden 16. Jahrhundert gelangten die Orgelwerke zu ihrer heutigen Form – mit bis zu drei Klaviaturen, Pedal und zahlreichen, unterschiedlich kombinierbaren Registerklängen. Die Barockzeit brachte die Entwicklung beträchtlicher regionaler Unterschiede im Orgelbau mit sich. Insbesondere in der Wahl der verbauten Register unterschieden sich die mitteldeutschen Orgelbauer grundlegend von ihren nord- und süddeutschen Kollegen.
Johann Tobias Gottfried Trost
(1651–1721) und sein Sohn Tobias Heinrich Gottfried (um 1680–1759) sind
die herausragenden Meister des thüringer Orgelbaus. Sie schufen die
prächtigen, bis heute erhaltenen Orgeln in den Schlosskirchen von
Altenburg und Eisenberg sowie die größte Barockorgel Thüringens in der
Stadtkirche in Waltershausen.
Dass die sächsischen Orgeln des 18. Jahrhunderts auch französische Einflüsse zeigen, ist eng mit der Biographie Gottfried Silbermanns (1683–1753) verbunden. Sein Bruder Andreas Silbermann (1678–1734) hatte 1701 in Straßburg eine Werkstatt gegründet, in der Gottfried seine Handwerk erlernte, bevor er nach Sachsen zurückgekehrte. Hier eröffnete er 1711 in Freiberg eine eigene Orgelwerkstatt. Dass Silbermann heute als der bedeutendste Orgelbauer seiner Zeit gilt, ist nicht nur seinen handwerklichen Fähigkeiten geschuldet. Vielmehr war er ein mindestens ebenso tüchtiger Geschäftsmann, der es verstand, seine gewerblichen Interessen durchzusetzen, was ihm als kurfürstlich-sächsischer „Hoff- und Land-Orgel-Bauer“ bald eine weitreichendes Monopol verschaffte.
Im Erbauungsjahr 1714 ließ die stolze Freiberger Gemeinde einen Kupferstich der großen Silbermann-Orgel im Dom zu Freiberg anfertigen. Das Instrument blieb bis heute fast unverändert.
Eine der schönsten Barockorgeln in Sachsen-Anhalt: Die von dem Silbermann-Schüler Zacharias Hildebrandt 1746 fertiggestellte Orgel in der Naumburger Wenzelskirche entstand unter der Aufsicht von Johann Sebastian Bach und Gottfried Silbermann.
Hören Sie das Andante aus Johann Sebastian Bachs Orgelsonate Nr. 3 (BWV 527) in einer Aufnahme an der Naumburger Hildebrandt-Orgel. Es spielt Gerhard Weinberger .
Erst im 19. Jahrhundert etablierten sich die Pianoforte-Flügel als die vorherrschenden Klavierinstrumente. Die vorangegangenen Jahrhunderte kannten eine viel größere Formenvielfalt mit steten Neuentwicklungen und Verbesserungen des vorhandenen Instrumentariums. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts erlebte diese Entwicklung ihren Höhepunkt.
Das Cembalo war neben der Orgel das vorherrschende Generalbassinstrument des Barock und diente der Begleitung von Chor und Orchester. Zunehmend fand es auch als solistisches Konzertinstrument Verwendung. Gerade beim solistischen Konzertieren war es aber von Nachteil, dass Lautstärke und Klangdauer der gezupften Saiten nicht direkt über den Anschlag, sondern nur über Register beeinflusst werden konnten.
Eine italienische Erfindung des frühen 18. Jahrhunderts ist der Hammerflügel, der bald auch in Mitteldeutschland verbreitet war. Der sächsische Orgelbauer Gottfried Silbermann beteiligte sich an der Entwicklung und Verbesserung der Instrumente – mehrere Hammerflügel aus seiner Freiberger Werkstatt sind noch heute erhalten.
Im Gegensatz zum metallbesaiteten Cembalo war das sogenannte Lautenklavier mit Darmsaiten bezogen, was einen weicheren, lautenähnlichen Klang ermöglichte.
Anders als beim Cembalo werden die Saiten beim Clavichord nicht gezupft, sondern angeschlagen. Hierdurch hat der Spieler die Möglichkeit, durch Tastendruck die Lautstärke zu beeinflussen. Durch eine federnde Bewegung auf der Taste konnte der Spieler zudem eine Bebung der Saite erzeugen, also eine Art Vibrato. Insgesamt war das Clavichord aber viel zu leise, um als Konzertinstrument verwendet zu werden – seine Bestimmung fand es vielmehr als Übeinstrument.
Die Signatur auf der Unterseite der C-Taste verrät, dass dieses Clavichord im September 1700 von dem Leipziger Orgelbauer Johann Jacob Donat hergestellt wurde. Donat gehört zu einer der traditionsreichsten Familien, die im 17. und 18. Jahrhundert den sächsischen Orgelbau bestimmten.
Flöten und Oboen bildeten in der barocken Musikpraxis eine Klanggruppe, die in der Regel dort zum Einsatz kam, wo ein thematischer Bezug zum Hirtenleben und zur ländlichen Idylle hergestellt werden sollte. Dieser Zusammenhang ergibt sich aus der Entwicklung beider Instrumente. Die Flöte ist durch den Hirtengott Pan bereits seit der Antike mit dem Bild des Schäfers verbunden. Die Oboe war im 17. Jahrhundert aus der volkstümlichen Schalmei entstanden und fand bald ihren festen Platz im barocken Orchester. Oboen und Flöten wurden hier in der Regel von den selben Musikern gespielt, da beide Instrumente eine nahezu identische Grifftechnik erforderten.
Erbauer von Holzblas-instrumenten wurden als Pfeifenmacher bezeichnet. In ihren Werkstätten entstanden nicht nur Oboen, Quer- und Blockflöten, sondern auch Fagotte und Zinken.
Obwohl der Zink aus Holz besteht – meist aus zwei ausgehöhlten hölzernen Hälften – und er wie eine Blockflöte Grifflöcher besitzt, wird er heute zu den Blechblasinstrumenten gezählt. Denn ähnlich wie bei einem Horn wird der Ton mit den Lippen auf einem trichterförmigen Mundstück erzeugt.
Der Zink war mit seinem durch-dringenden Klang traditionell das Instrument der Stadtpfeifer. Seit dem 17. Jahrhundert entstanden aber auch Kompositionen, in denen der Zink als Soloinstrument Verwendung fand.
Diese Querflöte stammt aus der Werkstatt des Leipziger Instrumentenbauers Johann Heinrich Eichentopf. Das Instrument entstand um 1730 und ist vollständig aus Elfenbein hergestellt. Die am oberen Ende zu sehende Stimmschraube ist eine Erfindung Eichentopfs, die der korrekten Intonation des Instruments dient.
Querflöte in C von Johann Heinrich Eichentopf, Leipzig um 1730. Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig, Inventarnr. 1244
Der Einsatz der Trompete für Signalfanfaren im Feld und bei Hofe machte das Instrument bald zum Symbol politischer, aber auch göttlicher Macht. Von den Komponisten wurde die Trompete daher vor allem in der Hofmusik und in den Kirchenmusiken der hohen Festtage – an Weihnachten, Ostern und Pfingsten – eingesetzt.
Jan Dismas Zelenka (1679–1745) war Hofkomponist und "Kirchen-Compositeur" am Dresdner Hof. Hören Sie hier einen Ausschnitt seiner Reiterfanfaren für Trompeten und Pauken. Es musiziert das Blechbläserensemble Ludwig Güttler.
Die im Barock verwendeten Trompeten- und Hornformen zeigen noch große Ähnlichkeiten, so dass eine eindeutige Abgrenzung nicht immer möglich ist. Im Barock zeichneten sich Trompeten und Hörner ursprünglich durch eine einfache Windung aus, außerdem hatten sie keine Ventile. Damit standen den Trompetern und Hornisten nur die Klänge der sogenannten Naturtonreihe zur Verfügung, die allein durch die unterschiedliche Spannung der Lippen erzeugt werden konnten.
Diese zirkulär gewundene Trompete ist ein Nachbau jenes Instruments, mit dem sich der Leipziger Stadtpfeifer Gottfried Reiche im Jahr 1727 portraitieren ließ. Das Original war wahrscheinlich eine Arbeit eines Nürnberger Instrumentenmachers. Darauf deuten unter anderem die umlaufenden Engelputten am Stürzenkranz.
Der hier zu sehende Nachbau wurde von der Firma Syhre in Leipzig angefertigt. Der Aufbau des Instruments entspricht einer Langtrompete, jedoch ist die Röhre, wie beim Horn, mehrfach kreisförmig gewunden.
Zirkulär gewunden Trompete, Nachbau der Firma Syhre in Leipzig | Museum
für Musikinstrumente der Universität Leipzig, Inventarnr. 5619
Bis zum 18. Jahrhundert gab es zwei verschiedene Gattungen von Streichinstrumenten, die nach der Art ihrer Haltung auf dem Arm (ital. „braccio“) oder dem Bein (ital. „gamba“) als Viola da braccio und Viola da gamba bezeichnet wurden. Dass wir die Familie der da braccio-Instrumente heute schlicht als Violinen bezeichnen, hängt damit zusammen, dass die Instrumente der Gambenfamilie, die sich in vielerlei Hinsicht von den Violinen unterscheiden, seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert in Vergessenheit gerieten. Während die Violinen vorzüglich auch zu chorischem Spiel eignen, waren die Gamben vor allem in der Kammermusik des Adels und des gehobenen Bürgertums beheimatet.
Michael Praetorius bietet in seinem Theatrum Instrumentorum aus dem Jahr 1620 einen systematischen Überblick über die verschiedenen Instrumentenformen der Gambenfamilie.
Im Zuge der Alte-Musik-Bewegung erlebte die Gambe im 20. Jahrhundert eine Renaissance und Künstler spezialisierten sich wieder auf dieses Instrument. Hier sehen Sie die Gambistin Hille Perl beim Heinrich Schütz Musikfest 2012.
Neben dem Vogtland, wo böhmische Auswanderer bereits im ausgehenden 17. Jahrhundert den späteren Ruhm des ,Musikwinkels‘ um Markneukirchen und Klingenthal begründeten, waren Leipzig und die Region um Freiberg die bedeutendsten des Zentren des mitteldeutschen Geigenbaus.
In Leipzig wurde auf den Messen nicht nur mit den Instrumenten und deren Zubehör gehandelt. Viele Instrumentenbauer hatten hier auch ihre Werkstätten. Zu ihren Kunden zählten sowohl die heimischen Musiker als auch die zahlreichen Messegäste, bei denen die mitteldeutschen Fabrikate sehr beliebt waren.
In der Begräbniskapelle des Freiburger Doms hat sich unter dem Deckengewölbe eine Gruppe musizierender Engelputten aus dem Jahr 1594 erhalten. Die Figuren halten originale Musikinstrumente in ihren Händen, die zur Zeit ihrer Entstehung größtenteils spielbar waren. Die Geigen dieser Sammlung stammen aus dem nahegelegenen Randeck; die Ortschaft hatte sich an der Wende zum 17. Jahrhundert einen überregionalen Ruf als Zentrum des Geigenbaus erarbeitet.
Das Violoncello piccolo ist ein verkleinertes Cello. Man vermutet, dass es hauptsächlich wie eine Violine auf dem Arm gespielt wurde. Johann Christian Hoffmann in Leipzig gilt als Erfinder; er soll dieses Instrument nach den Vorgaben Johann Sebastian Bachs entwickelt haben. In mehreren seiner Kantaten schreibt der Thomaskantor die Verwendung eines solchen Violoncello piccolo vor.
Violocello piccolo von Johann Christian Hoffmann, Leipzig 1732. Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig, Inventarnr. 918
Hören Sie eine Bearbeitung aus J. S. Bachs Schübler-Chorälen, die Ophélie Gaillard und das Ensemble Pulcinella mit einem Violoncello piccolo interpretieren. ("Wachet auf, ruft uns die Stimme" BWV 645/1 , Ausschnitt)
Die Barocklaute war eines der beliebtesten Hausmusikinstrumente. Nachdem sie in früheren Jahrhunderten bevorzugt als Begleitinstrument für den Gesang oder im Ensemble verwendet worden war, entstanden seit dem 16. Jahrhundert zunehmend solistische Kompositionen. Bevor die Laute in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an Bedeutung verlor und von der Gitarre weitgehend verdrängt wurde, erreichte die Lautenkunst mit den Kompositionen des Dresdner Hofmusikers Silvius Leopold Weiss den Höhepunkt ihrer bisherigen Entwicklung.
Hören Sie einen Ausschnitt aus dem Presto der Sonate Nr. 30, g-Moll von Silvius Leopold Weiss. Es spielt Alberto Crugnola.
Von 1718 bis zu seinem Tod im Jahr 1750 war Silvius Leopold Weiss Kammerlautenist am Dresdner Hof, wo er einer der bestbezahlten Musiker war.
Theorbe von Johann Christian Hoffmann, Leipzig 1720, Umbau 1732. Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig, Inventarnr. 506 | Foto: Stephan Harmanus